Red:
Hallo Katja, du bist seit Okt. 2011 Präsidentin der Kajakgruppe. Hat sich schon etwas verändert?
Katja:
Meine erste Bedingung war, den Vorstand zu verjüngen, was mir aber nur zum Teil gelang, weil ich auf die Erfahrung der älteren Generation nicht verzichten konnte.
Es konnte aber eine saubere Struktur in den Verein gebracht werden. Wir haben 6 Leute zu anerkannten Tourenleitern ausgebildet.
Dass die Webseite neu dargestellt werden muss, kam auch aus meiner Initiative.
Red:
Das ist ja schon allerhand. Wo betreibt ihr eigentlich euren Sport?
Katja:
Unser Hausbach ist die Thur bei Bazenheid. Hier schulen wir auch unseren Nachwuchs.
Sonst befahren wir Flüsse im ganzen Alpenraum oder auch im nahen Schwarzwald.
Red:
Können bei euch alle die Eskimorolle?
Katja:
Wir sind in Winterthur auf das Training im Hallenbad angewiesen. Dort üben wir jede Woche das Aufdrehen des Bootes mit und ohne Paddel. Nach etwa 4 Lektionen sitzt die Rolle. Wichtiger finde ich das Fahren aus und in die Strömung. Ein sehr gutes Gefühl für das Boot erhält man auch beim Spielen.
Beim Wasserball riskiert man eine Kenterung auf lustige Weise!
Red:
Dann seid ihr also im Winter im Hallenbad?
Katja:
Nein, wir sind Sommer und Winter im Hallenbad und auf den Flüssen.
Red:
Was, ihr fährt im Winter auch Kajak?
Katja:
Ja, warum nicht?
Red:
Es ist doch viel zu kalt im Winter!
Katja:
2012 war es an Weihnachten 15°C, so warm wie sonst im März zur Zeit der Hochschneeschmelze! Wir sind am 25. vor dem Fest noch schnell auf der Töss gepaddelt. Die gefährlichen Schwellen wurden so entfernt, dass viele kleine Surfwellen entstanden. Es war wie doppelte Weihnachten!
Red.:
Seid ihr aber auch bei kälteren Temperaturen auf dem Wasser?
Katja:
Eigentlich wird es erst unter 0°C richtig kalt, da gefriert der Schaft des Paddels und die Spritzdecke kann anfrieren. Einmal mussten wir mit heissem Tee den Reissverschluss der Schwimmweste auftauen. Die Jacken und Hosen sind heute absolut dicht und bei etwas Bewegung ist das Frieren kein Thema mehr.
Red:
Wir sehen euch oft mit Kajaks auf dem Auto durch die Stadt fahren. Wie funktioniert die Logistik beim Kajakfahren?
Katja:
Leider gibt es nicht überall eine Eisenbahnlinie neben dem Fluss wie am Vorderrhein. So müssen wir oft ein Auto an der Aussetzstelle abstellen. Mit dem 2. Auto fahren wir zur Einbootstelle und am Schluss muss das 2. Auto wieder abgeholt werden. Es gibt auch Flüsse, die sich sehr gut eignen mit dem Velo umzusetzen. Versagt alles, mussten wir auch schon dem Fluss entlang hoch laufen.
Red:
Welchen Fluss würdest du nie befahren, und wieso?
Katja:
Alles was WW 6 ist. Das ist in der Skala die Grenze der Befahrbarkeit. Es gibt Kanuten, die den ulitmativen Kick suchen und dabei Kopf und Kragen riskieren.
Red:
Kann man die Befahrung des Rheinfalls überleben?
Katja:
Es gibt heute schwierigere und höhere Wasserfälle als der Rheinfall, trotzdem:
Das grösste Problem ist wohl heute ob Felix, Ron und wie sie alle heissen, auf der Zürcherischen- oder auf der Schaffhauserseite ausbooten. Das Material ist perfekt, die Jungs voll motiviert und sehr gut vorbereitet. Den Rest regelt die Polizei…
Red:
Welches ist dein Lieblingsfluss?
Katja:
Zu meinen Lieblingsflüssen gehört die Schinschlucht der Albula. Leider hat die selten genug Wasser. Dennoch konnte ich diese grandiose Schlucht 2012 mit einem guten Wasserstand zweimal durchpaddeln
Red:
Was heisst ein guter Wasserstand?
Katja:
Vor einer Befahrung informieren wir uns im Internet. Um den Fischbestand zu schützen, gibt es einen Minimalpegel. Um das eigene Leben nicht aufs Spiel zu setzten, einen Maximalpegel. Dieser richtet sich aber oft nach dem Können des Paddlers.
Red:
Wie viele Flüsse hast du 2012 befahren?
Katja:
Ich war in Schottland und in den USA. So kamen total 37 verschiedene Flüsse zusammen.
Red:
Ist das üblich bei euch?
Katja:
Nein, ich war mit verschiedenen Gruppen unterwegs. Die neuen Medien machen es möglich, ich bin gut vernetzt.
In unserem Verein haben wir etwa ein Dutzend Touren im Angebot. Ein Durchschnittspaddler bringt es etwa auf sieben bis zehn Befahrungen im Jahr.
Red:
Was ist in 20 Jahren?
Katja:
Natürlich hoffe ich, dass wir bis da eine eigene Jugendgruppe und etwa 100 Mitglieder haben. Bis da sollten wir eine super Trainingsmöglichkeit an der Töss mit eingenem Clubhaus haben!
Red:
Vielen Dank für dieses spannende Gespräch. Wir wünschen euch weiterhin toller Erlebnisse und ein unfallfreies Paddeln!